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Die Turnfahrt des TV Basadingen ging hoch hinaus

08.10.2015 18:19:07

Drei Tage Turnfahrt anstatt zwei, ein Novum für den Turnverein Basadingen. So trafen wir uns bereits am Freitag, 17. September 2015 zur diesjährigen Turnfahrt. Das Ziel war klar definiert und im Vorfeld kommuniziert worden: Unter gütiger Mithilfe von drei Bergführen wollten wir das Vrenelisgärtli im Glärnischmassiv erreichen.

 

Der Organisator bereitete uns mit Newslettern und Packbefehlen gut vor. Die Packliste war sorgfältig gewählt, es wurde mehrmals auf funktionale Kleidung und kleine Marschpackung hingewiesen. Die Tatsachen um 5.50 Uhr am Bahnhof Diessenhofen sahen jedoch anders aus: Die Rucksäcke zum Teil voll beladen, die angestrebte Zielgrösse eines 30 l Gepäckstücks selbstverständlich deutlich übertroffen und Ruhrpott Andis funktionale Kleidung sah eher nach einem Date mit Vreneli im Erdbeermund aus. Um kurz nach sechs Uhr traf auch der Oberturner ein und somit waren wir komplett.

 

Nach einer kurzen, prägnanten Einweisung durch den Organisator ging es mit dem Zug via Schaffhausen und Zürich nach Glarus. Die gute Stimmung im Zug konnte leider nicht von allen Beteiligten im Berufsverkehr geteilt werden. Unser motorisiertes Ziel war Rhodannenberg am östlichen Ende des Klönteralersees und so durften wir die letzte Strecke mit dem Postauto zurücklegen. Nach einer kurzen aber klaren Ansage des Postautochauffeurs über die Essens- und Getränkevorschriften in SEINEM Postauto ging es nun los. Kaum hatten wir Glarus verlassen, liess der Taxler das Posthorn aufheulen, ganz zur Freude der heiteren Wanderschar. Dieses Posthorn und der dazu gehörende, robuste Turnertenor entwickelte sich zum Markenzeichen der diesjährigen Turnfahrt. Oben am Klöntalersee angekommen, stiegen wir aus. Das Posthorn erklang abermals und die Freude des TVB war riesig. Ja, uns kann man schnell begeistern. Weniger begeisterte das Wetter an diesem Freitag. Nieselregen war angesagt. Zudem verwehrten tief hängende Wolken die Sicht auf das Vrenelisgärtli. Vielleicht war es auch motivierender so, denn wir befanden uns auf lediglich 800 Höhenmetern (Vrenelisgärtli: 2‘904 m). Die Regenpellerinen wurden montiert, die Laufstöcke vom älteren Semester hervorgeholt. Der erste Teil der Wanderung führte dem Klöntalersee entlang bis zum Gasthaus Vorauen. Nach 10 Minuten Marschzeit gab es bereits die erste Möglichkeit, einen warmen Kaffee zu geniessen. Solche Möglichkeiten sind rar und man weiss ja nie, wann die nächste Gelegenheit kommt. Frisch gestärkt ging es eben aus dem See entlang. Nach rund 1 ½ h erreichten wir den Gasthof Vorauen. Es war bereits Mittagszeit und das Menü mundete hervorragend. Die einen gönnten sich nach dem Essen einen einheimischen Schattenhalder Verdauer und andere für einen Stutz eine Fahrt auf dem Kettenkarussell im Hinterhof.

 

 

 

Das Wetter war nach wie vor garstig. Der strömende Regen wollte und wollte nicht aufhören. So beschloss der Organisator kurzerhand, für die nächste Teilstrecke den Wirt der Chäseren anzuheuern, uns mit seinem Pinzgauer bis zur Alp zu bringen. In zwei Detachemente aufgeteilt sollte er uns zur Chäseren bringen. Das tat er auch, und wie! Die Fahrt erinnerte an diejenige von Walter Röhrl am Pikes Peak. Auch eine Kuh auf der Strasse stellt bei der Rekordjagt kein Hindernis dar. Durch leichtes touchieren gab er dem Paarhufer unmissverständlich zu verstehen, das Weite zu suchen. Auf der Alp Chäseren (1‘200 m) herrschte nach wie vor schlechtes Wetter.

Die Zeit war schon fortgeschritten und wir nahmen nun Anlauf, zum heutigen Zwischenziel und Nachtlager zu gelangen: Die Glärnischhütte auf 1‘990m. Zu Fuss ging es nun weiter, bis wir das Ende der Talsohle des Rossmattertals erreichten. Die zähe, niedrige Wolkendecke verhinderte die Sicht auf die Glärnischhütte, was auch hier psychologisch nicht unbedingt ein Nachteil war. Über einen Pfad ging es nun rund 1 ½-h nur in eine Richtung, nämlich steil nach oben. Eine Passage im unteren Teil wurde zusätzlich mit Ketten befestigt, stellte jedoch kein grösseres Problem dar. Nach strapaziösem Aufstieg erreichten alle die Glärnischhütte. Nachdem die nassen Wanderschuhe den vom Hüttenwirt angeordneten Hausschuhen wichen, trafen wir unsere drei Bergführer in der Hüttenstube. Sie erklärten uns, dass wir die einzigen Gäste in der Hütte seien, aufgrund des schlechten Wetters. Rückwirkend betrachtet war das Schlechtwetter für uns und den Hüttenwart optimal. So konnten wir Sperrzeiten der SAC-Hütte ignorieren und der Hüttenwart seine Finanzen optimieren. Mit Jass und Meier verbrachten wir einen tollen Hüttenabend, bis um Mitternacht die Ruhe einkehrte.

 

 

Am nächsten Morgen ging es früh los, nach einer kurzen Nacht ging es bereits um 6.30 Uhr los. Die Bergführer führten uns in gemächlichem Tempo über sehr steile Wege an den Fuss des Glärnischfirns auf 2‘300 m. Ab jetzt galt es, in Seilschaften den langen und zum Schluss steil ansteigenden Gletscher hoch zu wandern. Die am Vorabend gefassten Steigeisen waren nicht von Nöten, da eine 30 cm dicke Schneeschicht auf dem Gletscher lag und für Trittsicherheit sorgte. Die Gletscherspalten links und rechts gaben doch einigen zu denken. Andere hatten vielfältige Probleme, vor allem jedoch konditioneller Natur aufgrund vorabendlicher Hochkonjunktur. Der Gletscher wollte nicht enden. Immer höher stiegen wir und immer steiler wurde die Eisflanke. Nach dreistündigem Aufstieg erreichten wir den höchsten Punkt des Gletschers auf etwas über 2‘850 m. Die Bergführer verordneten eine Rast. Das Vrenelisgärtli war nah, nur der Schwandergrat trennte uns von unserem Ziel. Die Bergführer erkundeten den Grat, da einige Schlüsselstellen zu überwinden seien. Nach kurzer Besprechung teilten uns die Bergführer mit, dass das Passieren des Schwandergrates aufgrund des hohen Schnees sowie das Klettern aufgrund des rutschigen Untergrundes nicht möglich sei. Einige waren enttäuscht aber einsichtig, andere erlebten innerlich ihren zweiten Geburtstag. Wir krackselten noch auf den Vorgipfel des Vrenelisgärtli und wurden für den strapaziösen Aufstieg mehr als belohnt. Die Aussicht auf den Züri- und Klöntalsee sowie die steil, beinahe senkrecht abfallende Bergflanke war schlicht und einfach atemberaubend.

 

   

 

Nach einigen Gipfelfotos machten wir uns gegen zehn Uhr an den Abstieg. Einige Protagonisten versuchten den Abstieg mit den Steigeisen, jedoch mit bescheidenem Erfolg. Durch die eingesparte Zeit aufgrund des uns verwehrten Gipfelerlebnisses, hatten wir genügend Zeit für den Weg zurück zur Glärnischhütte. Die Bergführer streuten zur Aufheiterung deshalb noch eine Abseilaktion von einem Felsen oberhalb der Hütte ein. Es war ein mulmiges aber auch spannendes Erlebnis. Nicht allen schien die Höhenluft zu bekommen, sodass ein Mitglied unserer Gruppe (Steigeisen-Protagonist Anm. d. R.) unten angekommen das Seil aus dem Karabiner anstatt den Karabiner vom Klettergstältli löste. Benötigte er zuhause einen Karabinerhaken? Wie auch immer, der ansonsten die Ruhe selbst ausstrahlende Bergführer konnte es nicht verheimlichen, einen leisen Fluch auszustossen. Bei der Glärnischhütte angekommen, hatten wir bereits 900 Höhenmeter Auf- und Abstieg und rund 5 ½ h Marschzeit in den Knochen. Es war eine Wohltat, die Beine auszustrecken.

Aber halt, es war erst Mittag und wir mussten ja noch rund 3 h über die Chäseren zum Restaurant/Hotel Richisau oberhalb des Klöntalsees auf ca. 1000 m absteigen.

 

 

So schön das Wetter am Morgen war, so schlecht präsentierte es sich nach dem Mittagessen. Exakt dasselbe Wetter wie beim Aufstieg zur Glärnischhütte: Es regnet. Der Abstieg zur Chäseren war ein wenig rutschig, aber relativ einfach zu begehen. Nach einem Zwischenhalt auf der Alp mit einheimischen Kaffeegetränken ging es nur noch leicht abschüssig Richtung Richisau. Kurz vor 17.00 Uhr erreichten wir unser Hotel. Als wir im Restaurant platznahmen, sahen wir zur Postautohaltestelle hinüber und erspähten den Chauffeur vom Freitag. Auf unser Handzeichen hin liess er das Posthorn und wir kurz daraufhin unseren Turntenor aufheulen.

 

 

Die Unterkunft war sehr schön, die Dusche nach etwas über 8 h Marschzeit eine Wohltat. Nach einem sehr leckeren Nachtessen verbrachten wir einen tollen Abend im Restaurant. Der Gastgeber (aka Seebär) beteiligte sich mit seinen Sprüchen und Küchenkommandos massgeblich an der Gestaltung des lustigen Abends. Zudem war die Buchführung unserer Konsumation äusserst kreativ gestaltet, verwendete er doch verschiedene Tabellen in unterschiedlichen Büchern unterlegt mit diversen verschiedenen Farben. Die Buchhaltungs-Technik befand sich augenscheinlich noch im Entwicklungsstadium, die Serienreife wird noch einige Zeit auf sich warten lassen. Aber Zeit hatten wir an diesem Abend ja zur Genüge. Selbstverständlich konnte am Abend auch ein alternatives Programm genossen werden. Eine adrette Schriftstellerin sollte im Nebenraum ihr neues Buch über das Leben von Schweizer Hüttenwartinnen präsentieren. Auch hier machte sich der Turnverein nützlich. Ohne die technischen Fertigkeiten Neos betreffend Einrichten des Beamers hätte der Anlass wohl kaum stattfinden können. Zum Dank erhielten wir freien Zutritt zum Buchvortrag, zur eher zurückhaltenden Freude der Turner. Drei mutige Turner entschieden sich trotzdem daran teilzunehmen. So stellte der TVB satte 40 % des Publikums. Aufgrund der bereits an dieser Stelle erreichten Länge dieses Textes, verzichtet der Schreibende über detaillierte Ausführungen zum Vortrag. Nach Mitternacht verschlug es auch die Letzten ins Bett.

 

 

Ausschlafen war angesagt. Um 8 Uhr war Frühstückszeit. Ein sehr reichhaltiges Buffet erwartete uns. Im Verlaufe des Vormittags traten wir die Heimreise an. Am Postautowendeplatz, zum Glück nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt, parkte wiederum das Postauto mit unserem altbekannten Chauffeur. Das Wiedersehen bereitete nicht nur uns Turnern Freude. So erklang das Posthorn auf Kommando des Taxlers immer und immer wieder und wir hatten wieder eine riesen Gaudi. Auch die am Klöntalersee zugestiegenen Turnerinnen von Salmsach konnten wir schnell von unserem Ritual überzeugen. Die restliche Heimfahrt verbrachten wir mit Kartenspiel und viel Geschwätz. Im Verlaufe des Nachmittags kamen wir zurück nach Diessenhofen. Die diesjährige Turnfahrt endete damit.

 

 

Ein ganz grosses Dankeschön an Marco für das erlebnisreiche Wochenende und die perfekte Organisation. Die Vrenelisgärtli-Turnfahrt wird uns lange in Erinnerung bleiben.

 

Michael Tanner

 

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